Monday, August 28, 2006

2006-08-27

Icefield Parkway (Jasper – Lake Louise)

Nach der rauen und ursprünglichen Landschaft im Yukon und auch im Norden British Columbias erscheint einem der Jasper National Park viel zu schön, um wahr zu sein. Bei allem was man sieht, kann man sich des Verdachts nicht erwehren, Walt Disney hätte seine Finger mit im Spiel gehabt. (Bild: Cavell Lake)

An unserem ersten Tag hier fuhren wir zum Maligne Lake, um das Postkartenmotiv "Spirit Island" zu besichtigen. Da wir dachten, man könne die Insel vom Seeufer aus sehen, gingen wir den Uferweg entlang und machten dort Bekanntschaft mit einem äußerst gierigen kleinen Eichhörnchen (von uns mit dem Spitznamen Magic Mushroom Squirrel belegt!), das eindeutig auch einem Walt Disney Film entlaufen sein könnte – ebenso, wie die Hirschkuh mit 2 Jungen, die sich direkt auf dem Trail in aller Seelenruhe von uns fotografieren ließ.


Im Laufe der Wanderung mussten wir feststellen, dass Spirit Island wohl doch ein wenig weiter entfernt sein muss und schlossen uns (wenn auch widerwillig) einer der touristischen Bootstouren an, die jedoch mit Sonnenschein pünktlich zum Fototermin belohnt wurde!


Kitschig, oder?! Allerdings: Spirit Island ist mittlerweile gar kein Island mehr, sondern eine Halbinsel, weil der Wasserstand des Sees in den letzten Jahren so gesunken ist.

Auch die Wanderung am nächsten Tag war gigantisch. Gletscherseen mit Eisschollen, majestätische Berge, wollige Murmeltiere, süüüße Pikas (Mini-Hasen) und … jawollja, der erste Elch (Papi und Lena, hier gibt's sie's wirklich!).

Einziger Wermutstropfen bei dieser Tour: Touris en masse.

Der Icefield Parkway – der schönste Highway der Welt – führte uns vorbei an etlichen Wasserfällen und Gletschern (zB dem Columbia Icefield) bis nach Lake Louise, einem ziemlich kleinen Nest in den Kanadischen Rockies, das außer einem protzigen Hotel nicht viel zu bieten hätte, wäre da nicht die Landschaft. (Bild: Moraine Lake)


Nach 4 Tagen strahlenden Sonnenscheins verlassen wir den Icefield Parkway morgen wieder (vorerst Richtung Banff).

Fortsetzung folgt …

Thursday, August 24, 2006

2006-08-23

Yellowhead Highway (Terrace – Jasper, mit kurzem Abstecher zum Nass)

ANHLUUT'UKWSIM LAXMIHL ANGWINGA'ASANSKWHL NISGA'A

… so der klangvolle indianische Name für unser nächstes Ziel, den Nisga'a Memorial Lava Bed Provincial Park, der sich etwa 90 km nördlich von Terrace befindet. Zum einen kann man dort Indianer beobachten (wobei die Kontaktaufnahme wegen sprachlicher Barrieren nicht so einfach ist – siehe oben!?), zum anderen jede Menge Lavasteine umdrehen und ganz nebenbei … da war doch was … ach ja, Chinook (Königslachs) fischen.

Für die Insider:

Nach 11 h werfen, drift im Pool, einholen, werfen drift im Pool, einholen etc., 1. King gehakt und nach 10 min. hartem Drill gelandet (take), weitere Ausbeute der insgesamt 13 h, 2 releaste + 4 weitere gehakte Springs.

Für die Laien:

Tom ist der geduldigste Mensch, den ich kenne! Stundenlang teilweise bis zum Bauch im kalten Wasser, immer die gleiche Bewegung vollführend, ausgeharrt, bis er zum guten Glück am letzten Tag einen prachtvollen Königslachs an Land gezogen hat (wer soll bloß 12 Kilo Lachs essen?!?!). Und dafür 2mal hintereinander freiwillig um 5 Uhr morgens aufstehen!? Never!


Da uns am selben Morgen, an dem Tom seinen Fang gelandet hat auch das Gas im Camper ausgegangen ist, haben wir unser Lager am Nass abrupt abgebrochen, sind nach Terrace zurückgefahren, haben Propane getankt, den Fisch am Ferry Island Campground in kühlfachgerechte Stücke zerlegt und sind auf dem Yellowhead Highway weiter gen Osten gefahren.

Der zog sich ca. 600 ereignislose Kilometer durch fade Landschaften (hauptsächlich landwirtschaftliche Flächen), unterbrochen von ein paar "High"lights. Interessant waren der Moricetown-Canyon, an dem die Indianer mit Keschern Lachse aus den Stromschnellen des Bulkley River fischen …


… oder die Rearguard Falls, bei denen Lachse nach ihrer 1300 km langen Reise einen unüberwindbar scheinenden Wasserfall im Fraser River hinauf springen.


Erschreckend und abstoßend hingegen war Prince George. Eine im Reiseführer recht nett beschriebene Stadt mit immerhin 80.000 Einwohnern (Yvonne sah sich schon shoppen!), die selbst bei Sonnenschein ziemlich versifft und runtergekommen wirkte. Für uns hieß es "nichts wie weiter"! Im ersten Schock haben wir glatt vergessen, Lebensmittel einzukaufen, aber ans Tanken haben wir gedacht! Irgendwann lernen's auch die Dümmsten!

Einzige positive Sache an Prince George: Hier hörte endlich die fade Landschaft auf und ging langsam über in die Kanadischen Rockies. Die Fahrt durch den Mt. Robson Provincial Park war atemberaubend (die Wanderung, die wir hier gemacht haben jedoch wettertechnisch recht durchwachsen, und der ehrwürdige Mt. Robson hat sich eher bedeckt gehalten!).


Heute haben wir den Yellowhead Highway und somit British Columbia hinter uns gelassen *schnief* und den Jasper National Park in dAlberta erreicht (mussten doch tatsächlich unsere Uhren eine Stunde vordrehen).

Fortsetzung folgt …

Thursday, August 17, 2006

2006-08-17

Cassiar Highway (Watson Lake – Hyder - Terrace)

Also wie war das noch gleich mit dieser Regel von wegen an JEDER Tankstelle tanken … gleich in Watson Lake haben wir uns nicht daran gehalten, weil wir dachten, die nächsten beiden Tankstellen sind ja nicht weit (20 km). Blöd nur, dass eine davon stillgelegt war und der anderen Tankstelle der Diesel ausgegangen war (tja, auch das kann's geben im Land der unbegrenzten Möglichkeiten!). An manche Regeln sollte man sich eben halten (… mehr dazu später).

Nebst solch kleiner Probleme waren unsere Hauptziele auf dem Cassiar Highway aber der Boya Lake, der Kinaskan Lake und ein Abstecher nach Hyder/Alaska.

Der Boya Lake war wunderschön. Türkisfarbenes Wasser, das wahres Bacardi-Feeling aufkommen lässt, das jedoch sofort verfliegt, wenn man auch nur den großen Zeh ins Wasser taucht! Wir hatten herrlichen Sonnenschein, leider aber auch ziemlich heftigen Wind, der ein Befahren mit dem Schlauchboot abenteuerlich gestaltete! In die eine Richtung ging's wunderbar, aber das Retourpaddeln war ziemlich heavy!

Anschließend ging's bei Regen über ungeteerte Highway-Abschnitte zum Kinaskan Lake. Dabei wurde unser Vehikel dermaßen dreckig *ügüüüttt*, dass uns die Nachbarn am Campground bereits freundlich darauf hingewiesen haben, sie seien der Meinung unser "truck needs a wash".


Der Kinaskan Lake ist phantastisch. Auf unserer 2,5 stündigen Raftingtour auf dem Verbindungsfluss von Kinaskan und Natadesleen sind uns die Fische fast ins Boot gehupft (Norbert, mittlerweile glaub ich (Yvonne) fast selbst, dass man Forellen mit dem Paddel erschlagen kann …), wir haben einen Biber beobachtet, der keine 2 Meter von uns entfernt schwamm, und während Tom im Natadesleen mehr als erfolgreich Forellen fischte, wurden wir aufmerksam von einem Weisskopfseeadler beobachtet.


Nach zwei wunderschönen Tagen dort ging's weiter Richtung Stewart und Hyder, Alaska zur Grizzly-Beobachtung. Die Grizzlys kommen alljährlich um dieselbe Zeit zum Fish Creek, an dem die Chum Salmon (Hundslachse) laichen, um sich satt zu fressen. Während sich die Bären am ersten Abend rar machten (wir sahen zwar auf der Anreise insgesamt 6 Schwarzbären, aber am Fish Creek war ausser einem fürchterlichen Gestank nach verwesendem Lachs nicht viel los), ließen sich am darauf folgenden Tag gleich zwei Prachtexemplare blicken, die sich filmreif als krönenden Abschluss auch noch zu zweit präsentierten (siehe Bild!).


Der spektakulären Grizzlybeobachtung folgte eine eher ereignislose Fahrt nach Süden Richtung Terrace … oder war da noch was?! Achja, ca. 10 Autominuten vor Terrace blieb unser Truck liegen. Man konnte nicht mehr Gas geben, lenken oder bremsen … *nasubba* Konnte es sein, dass man uns da eine üble Schrottkarre verkauft hatte, die bereits nach 2.500 km den Geist aufgibt?! Tom ist nach Terrace getrampt und mit einem fachkundigen Mitarbeiter eines Abschleppdienstes wieder zurückgekommen, der dann gleich feststellte, dass uns schlichtweg das Benzin ausgegangen war … tja, auf die Tankanzeige sollte man sich halt nicht verlassen, sondern an die Regel Nr. 1 halten: An JEDER Tankstelle tanken!!!

Fortsetzung folgt …

2006-08-11

Klondike und Robert Campbell Highway (Whitehorse – Carmacks – Tatchun Lake – Watson Lake)

Von Whitehorse ging’s dann also weiter Richtung Norden, doch zuvor gönnten wir uns ein morgendliches Bad in den Takhini Hot Springs (Achim: fast wie bädala in St. Margrethen!). Das Wasser kommt hier mit ca. 45°C aus dem Boden, füllt ein kleines Schwimmbecken und darin kann man sogar bei 10°C Aussentemperatur mit leichtem Regen angenehm baden.

Auf der Fahrt gen Norden war das Wetter wieder mal eher bescheiden – vermutlich gleich wie bei euch?! Aber wir wissen jetzt zumindest, dass unser Camper auch bei stärkstem Regen wasserdicht ist!

Das Kaff Carmacks hat nicht viel zu bieten ausser einer Zapfsäule und … jawoll ja, der erste Bär, der lang genug auf der Strasse blieb, um sich photographieren zu lassen. Blöderweise tauchten gerade, als die Bärin ihr Junges über die Strasse führen wollte, zwei Hunde auf, die die Bärin wieder in die Wälder trieben, wo ihr Junges sich bereits auf einen Baum geflüchtet hatte. Trotzdem cooool! Yvonne hat ihren ersten Bären"kontakt"!

Nur wenige Fahrminuten nach Carmacks sieht man bereits vom Highway aus die Five Finger Rapids. Auch wenn diese Stromschnellen vom sicheren Auto aus eher harmlos aussehen, waren sie zur Zeit des Goldrausches doch sehr gefürchtet und flößen den Kanuten auch heutzutage noch Respekt ein! Was sind wir froh, dass wir einen Camper und kein Hausboot haben!


Unser Fahrtziel an jenem Tag war aber der Tatchun Lake, auf dem wir gleich abends die Jungfernfahrt mit unserem nagelneuen SCHLAUCHBOOT unternommen haben! Anfangs war mir (Yvonne) sehr mulmig auf einem dunklen See mit undurchdringlicher Unterwasserflora, ganz ohne Schwimmflügel und nichts als einem Schlauchboot zwischen mir und … den Monstern der Tiefe! Hätte ich im vornherein gewusst, was Thomas da an "Land" ziehen würde, hätte ich mich vermutlich schlichtweg geweigert, mitzufahren! Nach 20 min. härtesten Kampfes (O-Ton Tom: „Ja gut, der war einfach besser als ich, ich kann nicht mehr, ich schneid die Leine jetzt ab!“) zog er einen ca. 1,20 m langen (und demnach ca. 11 kg schweren) Hecht in unser Boot! Waaahnsinn!!! … und wie das Photo beweist kein Anglerlatein!

Nach der zweiten Übernachtung am Tatchun Lake starteten wir unsere beschwerliche Fahrt über den Robert Campbell Highway Richtung Watson Lake. Der "Highway" ist nicht viel mehr als eine Schotterpiste mit etlichen Schlaglöchern (gerade so als würde man die alte (!) Bucher Strasse als Highway bezeichnen!), auf der man nur zweimal auf Zeichen menschlicher Zivilisation trifft. Namentlich Faro und Ross River. Tatsache ist, dass zB die nördliche Metropole Ross River (ca. 100 Einwohner – vermutlich wurden hierbei die Hunde auch mitgezählt!) zwar in etwa 3 Tankstellen hat, die eine aber bereits von Unkraut überwuchert ist und bei der zweiten die Dieselpumpe den Geist aufgegeben hatte…! Zum Glück war die Dritte in Betrieb, denn sonst wären wir vermutlich nicht weit gekommen. Hier gilt einfach die Regel: "Bei JEDER Tankstelle tanken – man weiß nie, wann die nächste kommt" (mehr dazu später! …)

Dass Ross River nicht gerade einladend ist, hätte man allerdings bereits am Ortschild feststellen können, was wir jedoch extra für Franz trotzdem photographiert haben (Franz, wir wollten Dir eigentlich eine Postkarte von dort schicken, aber die haben keine! Liebe Grüße somit auf diesem Wege!).


Doch auch die wildeste Schotterpiste hat irgendwann ein Ende und auch wir kamen schlussendlich wohlbehalten und ohne Achsbruch in Watson Lake an. Dort haben wir den legendären Sign Post Forest besichtigt, unsere Vorräte aufgestockt und weiter ging’s …


Fortsetzung folgt …

Tuesday, August 08, 2006

2006-08-07

Whitehorse - Haines Junction - Kathleen Lake - Whitehorse


Gary Ferguson in seinem Buch "Wo der Adler wohnt":
... Sie werden in ihren Schlafsaecken liegen, dem Aechzen der Baeume vor ihrem Zelt lauschen und ploetzlich bemerken, dass sie bei dem Gedanken an Grizzlys zu verunsichert sind, um hinauszugehen und ihre Blase zu entleeren. Wie koennte es anders sein in einer Zeit, in der Natur vorwiegend beim Betrachten von Zeitschriften und Fernsehsendungen erlebt und wie ein Stueck Torte konsumiert wird ...

Ha, von wegen, diese Weicheier, wir hatten in unserer ersten Nacht in der Wildnis nicht mal einen Schlafsack, geschweige denn eine Bettdecke (eine solche zu bekommen war ein wirkliches Problem - ohne Schmarrn)! Okeh, wir haben auch kein Zelt ... und zum pinkeln muessen wir gluecklicherweise auch nicht vor die Tuer ... aber trotz dem Komfort unseres Campers konsumieren wir die Natur live und in Farbe! (siehe Bild eines Bald Eagle = Weisskopfseeadler - gesehen in Whitehorse, direkt beim Ortsschild, wo Yvonne auch ihren ersten Haensel-und-Gretel-Stein fallen gelassen hat. Schoene Gruesse an Sue und Anja!)



Tatsache ist, das Abenteuer hat begonnen und nach einigen Anlaufschwierigkeiten (Die kanadische Buerokratie laesst gruessen! Es ist naemlich gar nicht so einfach, als Nicht-Yukoner hier eine Versicherung zu bekommen, die man aber braucht, um an Nummernschilder zu kommen, die dann wiederum nur ein halbes Jahr gelten ...) haben wir unsere erste Station Whitehorse hinter uns gelassen und sind Richtung Haines Junction aufgebrochen, um dort am Kathleen Lake / River zu aklimatisieren.

In dieser Zeit haben wir viel geschlafen, uns mit unserem neuen Zuhause vertraut gemacht (wir wissen jetzt z.B., dass man sich auf die Anzeigen bzgl. Frisch- und Abwasser-Kapazitaeten nicht immer verlassen kann ...), viel geschlafen, Tom hat die Aeschen am Kathleen River (ein herzliches Aetsch an Gue und Heinz) in Angst und Schrecken versetzt, viel geschlafen, Yvonne hat ein ganzes Buch verschlungen und wir haben den King's Throne erklommen (ein kleiner feiner Berg zum Eingewoehnen).

Ein besonderes Highlight (an dieser Stelle nochmal ein ganz spezieller Gruss an Heinz) war eine Begegnung bei Haines Junction, wo uns beim "Shopping" im MegaStore doch tatsaechlich der Universum-Filmproduzent Andreas Killing samt Kameramann ueber den Weg gelaufen ist. Sensation! Wir haben uns eine Stunde lang unterhalten (siehe Beweisphoto) und jede Menge interessante Dinge von den beiden erfahren. Sie sind derzeit an einem neuen Projekt dran und waren auf dem Weg in die Glacier Bay (Ausstrahlung geplant fuer Ende 2007).



Heute sind wir dann wieder nach Whitehorse zurueckgefahren, um die Mails zu checken, das Internet upzudaten und vor allem die Vorraete aufzufuellen, bevor's weiter geht in Richtung Norden.

Fortsetzung folgt ...


Live your dreams!

Die lange Zeit der Planung neigt sich langsam aber sicher dem Ende zu. Endlich! Nach unzähligen Mails und Telefonaten mit Autohändlern in Kanada, etlichen Besuchen in Reisebüros im Ländle, Terminen bei unserer Hausbank und der US-Botschaft in Wien (yess - wir haben ein 10-Jahres-Visum bekommen!) glauben wir unsere 7 Sachen beisammen zu haben ...

SIEBEN Sachen?! Die Packliste kann nur mehr auf Endlospapier gedruckt werden, ein Ende ist nicht absehbar. Fakt ist, wir dürfen 4 Gepäckstücke mit je 23 Kilo mitnehmen. Das müsste doch zu schaffen sein! Und außerdem gibt es ja noch das Handgepäck. ;o)

Nur noch wenige Tage, dann wird nicht nur die Phase der Planung, die durchaus ihre schönen Seiten hatte, sondern auch die des Abschiednehmens hinter uns liegen. Der Abschied von Familie, Freunden und Arbeitskollegen war nicht leicht, doch eigentlich fahren wir ja nur in Urlaub. Zugegeben ein ungewöhnlich langer, aber eben doch nur ein Urlaub, weil feststeht:

We'll be back!