Saturday, September 23, 2006

2006-09-19

Highway 90
… oder der Weg nach Osten …
… oder 2.400 km bis Chicago …
… oder die Durchquerung der Staaten Montana, Wyoming, South Dakota, Minnesota und Wisconsin bis Illinois *uff*

Doch immer Schritt für Schritt – unser Ziel nach dem Yellowstone National Park war Crow Agency, Montana, der Ort, in dem alljährlich das größte Pow Wow der Prärieindianer stattfindet. Leider war das Pow Wow schon vorbei und Crow Agency nichts als eine Ansammlung verkommener Wellblechhütten, weshalb die Besichtigung nach 3 Minuten bereits abgeschlossen war.

Tags darauf besichtigten wir das Little Bighorn Battlefield – den Ort, der vernichtenden Niederlage der US Kavallerie. Alle Soldaten der von General Custer angeführten 7. Kavallerie wurden dort von mehreren tausend Sioux und Cheyenne Kriegern unter der Führung von Sitting Bull und Crazy Horse getötet. Leider währte die Freude auf Seiten der Indianer nicht allzu lange, denn am nächsten Tag kam die Verstärkung der US-Kräfte und die weitere Geschichte ist wohlbekannt. Ironischerweise haben die Amerikaner genau an dieser Stelle – mitten im Indianer-Reservat – einen Soldatenfriedhof errichtet … *klassisch*

Unser nächstes Ziel war ein weiterer Beweis amerikanischen Feingefühls: Mt. Rushmore inmitten der Blackhills, South Dakota. Zur Erläuterung: Die Blackhills waren heilige Stätten der Indianer und genau dort errichteten die Amerikaner ein Symbol für ihren unbändigen Nationalstolz: Die Köpfe der vier Präsidenten Washington, Jefferson, Roosevelt und Lincoln gemeißelt in den Granit der Blackhills. Zugegebenermaßen ein beeindruckendes "Bauwerk", besonders wenn man bedenkt, mit welchen Mitteln dieses errichtet wurde, aber für unseren Geschmack etwas zu viel Brimborium. Gar nicht weit vom Mt. Rushmore entfernt entsteht derzeit ein ähnliches Monument (noch größer und spektakulärer), das nach seiner Fertigstellung Crazy Horse darstellen soll. Vielleicht ein Versuch der Annäherung und Wiedergutmachung seitens der Amerikaner …

Toms Vorschlag für Österreich: Die Köpfe von Kreisky, Kirchschläger, Waldheim und Schüssel gemeißelt in den Sandstein des Gebhardsbergs ;o)


Von den Blackhills gings weiter zum Badlands Nationalpark. Eine Gegend wie eine Mondlandschaft umgeben von Prärie. Die Felsformationen sind wirklich einzigartig.


Auch wenn die Badlands den Menschen nicht gerade lebensfreundlich erscheinen, gibt es doch jede Menge Tiere: Dickhornschafe, Pronghorn Antilopen, Rotwild, natürlich Streifenhörnchen (wie überall) etc. Eindeutig in der Überzahl sind jedoch die Präriehunde, die anscheinend trotz der unwirtlichen Gegend genug zu fressen finden.


Überall aufgestellte Schilder, die vor Klapperschlangen warnen, haben wir nicht allzu ernst genommen bis das Japse-Frühwarnsystem anschlug. Wo mehr als zwei Japaner vornübergebeugt stehen und hektisch photographieren, MUSS etwas im Busch sein …



Die weitere Fahrt nach Osten durch das restliche South Dakota, Minnesota und Wisconsin verlief ziemlich unspektakulär. Stundenlang rechts und links vom Highway nichts als Prärie, allmählich abgelöst von Mais. Die ausgewiesenen Sehenswürdigkeiten ließen zu wünschen übrig. Minnesota hatte nicht viel mehr zu bieten, als eine große grüne Statue (Maskottchen der hiesigen Dosengemüsemarke) und ein paar Pelikanen. Wir waren froh über unser 10 CDs umfassendes Hörspiel "Der Schwarm" (DANKE Mami!), das uns über diese Strecke half.



Am 17. September waren wir dann endlich am vorläufigen Ziel: Chicago, Illinois. Wieder in der Zivilisation und Dingen wie Zugfahrplänen unterworfen, kamen wir auch ziemlich schnell drauf, dass wir 2 oder 3 Staaten zuvor vergessen hatten die Zeit eine weitere Stunde vorzudrehen *oups* Uns will scheinen, dass wir langsam zu richtigen Aussteigern mutieren, bei denen Zeit keine Rolle mehr spielt (es sei denn, der Supermarkt macht einem vor der Nase zu!).

Chicago ist cool. In den Häuserschluchten kommt man sich vor wie im Dschungel und es brauchte schon die Fahrt in den 103. Stock des Sears Tower, um sich einigermaßen einen Überblick zu verschaffen. Trotz der Hochhäuser, Straßen, Autos und des andauernden Lärmpegels einer Großstadt ist Chicago eine recht grüne Stadt, in der man bei einem Spaziergang am Ufer des Lake Michigan durchaus entspannen kann.


Für zwei so Landeier wie uns ist die drittgrößte Stadt Nordamerikas jedoch auf Dauer etwas zu geschäftig und deswegen geht's heute wieder Richtung Norden.

Fortsetzung folgt …

Sunday, September 10, 2006

2006-09-08

Yellowstone National Park

Das imposante Steintor am Northern Entrance zum Yellowstone National Park erscheint einem in den Reiseführern immer so, als stünde es im Nirgendwo, umgeben von nichts als Wildnis. Tatsache ist, dass es zwischen der Souvenirmeile von Gardiner und dem Kassahäuschen des Parks steht … und trotzdem ist es quasi ein Tor in eine andere Welt und allein dadurch beeindruckend.

Anfangs waren wir doch sehr erstaunt wie trocken der Park ist. Es gibt nur dort Grünflächen, wo der Mensch bewässert oder an Bachläufen und Seen. Dazwischen ist alles ziemlich dürr und stachelig. Trotzdem haben wir beide noch nie zuvor so viele wundersame Naturschauspiele und einen solchen Wildreichtum gesehen.

Die heißen Quellen (Bild "Morning Glory Pool"), brodelnden Schlammtöpfe und Geysire sind phantastisch und vor allem allgegenwärtig. Old Faithful ist nur einer unter vielen und bei weitem nicht der Spektakulärste!



Auch die Tierwelt weiß um die wohltuende Wirkung der Wärme aus dem Erdinneren, so kann man immer wieder Wild beobachten, das sich neben den Hot Spots räkelt.


Einen kleinen Haken hat die ganze Pracht aber doch: Je schwefelhaltiger die Quellen, desto mehr riechen (stinken!) sie nach faulen Eiern …


Die Hauptattraktion des Parks sind aber mit Sicherheit die Tiere - insbesondere die großen Säuger. Gleich bei der Einfahrt in den Park ist uns wie zur Begrüßung eine Pronghorn Antilope über den Weg gesprungen, in den Vorgärten der Ortschaften im Park grasen ganze Rotwildrudel und es kann einem jederzeit passieren, dass wilde Ziegen die Straße überfallen.


Was wir uns im Vorfeld auch immer fragten, war, ob uns ein Exemplar der bis zu 2.000 Pfund schweren Bisons über den Weg laufen würde. Beim Ersten waren wir dementsprechend aus dem Häuschen und hätten für ein Photo aus 300 m Entfernung am liebsten das Auto mitten auf der Straße stehen gelassen. Gegen Ende unseres Aufenthalts trauten wir uns aber schon ganz nah ran …


… und als Tom die erste Herde (von vielen!) entdeckte, erwachte gar der Jagdinstinkt. Leider scheiterte er wegen unzureichendem Werkzeug und sucht seither die Supermarktregale nach Büffelsteaks ab.


Auf einer ausgedehnten (26 km!) Wanderung ins Hinterland begegneten wir einem Grizzly (das ist EINDEUTIG anders, als Bären vom Auto oder von einem gesicherten Steg aus zu beobachten … den Bärenspray haben wir erst 2 Stunden nach dieser Begegnung wieder gesichert!), sahen einen Coyoten sowie etliche andere Tiere und trafen den ganzen Tag über keine Menschenseele. Abseits der Straßen gibt's nichts als Natur, denn die meisten Touristen verlassen die Hauptroute glücklicherweise so gut wie nie.


Wölfe haben wir leider nur in weiter Ferne gesehen, aber man braucht ja schließlich auch einen Grund um wieder zu kommen … und das ist geplant für das Frühjahr 2007.

Fortsetzung folgt …

2006-09-02

Der Weg zum Yellowstone National Park (Lake Louise – Gardiner)
… oder wie Tom und Yvonne in die USA kamen …

Nach 26 Nächten in unserem Camper dachten wir uns in Banff, die Zeit sei reif, für ein paar Stunden im Luxus und waren kurz davor, im besten Hotel am Platz (Banff Springs Hotel) einzuchecken, …



… doch als wir das Publikum näher betrachteten, machten uns die Adabeis doch einen recht verschlafenen Eindruck!


Ne Quatsch, our camper is our castle und wir möchten nirgendwo anders wohnen!

Den einzigen Luxus, den wir uns gönnten war ein Abendessen im "Waldhaus" – einem Gasthaus mit german specialities, wie zB einem Erdinger Dunkel (von der Bedienung als Ördinga Dankell bezeichnet!?).

Banff ist ein ziemlich umtriebiges Städtchen (5.000 – 30.000 Einwohnern, je nach Bettenauslastung), das alles bietet, was das Touristenherz begehrt. Für uns jedoch fast ein bisschen zu viel STADT! Deswegen haben wir auf unserem weiteren Weg Calgary auch einfach links liegen gelassen und sind gleich weiter Richtung US-Grenze gefahren.

Der Weg durch Alberta gefiel unserem Truck sehr gut, weil es hauptsächlich flach dahin ging. Prärie soweit das Auge reicht – jedoch keine Büffel oder Indianer.

Am 30. August erreichten wir die US-Grenze in Port Piegan und das war wirklich ein weiteres Highlight … Die Grenzbeamten (O-Ton Tom: dia Hund dia nütiga) empfingen uns mit ihrer typischen autoritär-freundlichen Art: Sie räumten unseren Kühlschrank leer, weil kein Rindfleisch von Kanada in die USA eingeführt werden darf (leider kennen die Beamten keinen Unterschied zwischen Rindfleisch und Schwein). Außerdem werden auch Bananen und Mangos mit Ursprungsland Kanada (was meinen die, wo in Kanada Mangos wachsen?!) als potentiell gefährlich eingestuft. Beim Apfel war sich der Beamte nicht sicher, doch eine Nachfrage bei seinem Chef ergab, dass auch dieser zu gefährlich sei. Dafür durften wir dann 12 Dollar zahlen und unser 10-Jahres-Visum wurde kurzerhand auf 6 Monate gekürzt. Am liebsten wollten wir sofort wieder nach Kanada zurück … wäre unser Ziel nicht der Yellowstone …

Bis dorthin war's jedoch noch ein Stück. Unser Weg führte uns quer durch die Blackfeet Indian Reservation, vorbei am Waterton Glacier National Park (der uns mit Graupelschauern am Logan Pass empfing), über Helena (die etwas verschlafene Hauptstadt von Montana), und den Missouri Headwater State Park (wo Yvonne ihren ersten Sonnenbrand bekam und Tom am Morgen die Fischerstiefel im Auto festgefroren waren!?) bis Livingston, wo wir auf den Highway 89 zum Yellowstone abbogen.




Wegen dem in der Luft hängenden Qualm von Waldbränden konnte man von der Landschaft nicht viel erkennen, aber eines wurde uns schnell klar: Der Yellowstone ist definitiv anders, als wir ihn uns vorgestellt haben. Keine dichten Wälder und rauschenden Bäche, vielmehr Kakteen und trockene Hänge, aber das ist eine andere Geschichte.

Fortsetzung folgt …