Friday, October 06, 2006

2006-10-07

Ontario Teil 1

Auch wenn wir uns in Michigan redlich bemüht hatten, den Inhalt unseres Kühlschranks zu vernichten, stand uns bei der Abwicklung der Zollformalitäten an der kanadischen Grenze trotzdem der Angstschweiß auf der Stirn. Hatten wir doch noch jede Menge USA-Beef in den Tiefen unseres Kühlfachs! ABER: Die Kanadier interessierten sich nicht die Bohne für unser Beef und meinten nur "Welcome to Canada". Logisch, dass wir somit auch nichts für die Entsorgung unserer konfiszierten Lebensmittel zahlen mussten.

Scheint, als wären wir leicht traumatisiert?! ;o)

Ne Quatsch, jetzt mal ernsthaft. Wir wollen nicht, dass hier vor lauter "blöd reden" noch ein falscher Eindruck von den US-Amerikanern vermittelt wird. Selbst die Zollbeamten halten ja nur die Vorschriften ein und der Rest der Leute, deren Bekanntschaft wir bisher gemacht haben war überaus freundlich. Es ist hier sensationell einfach, mit Leuten ins Gespräch zu kommen, jeder ist gleich interessiert an deiner Lebensgeschichte und die Hilfsbereitschaft kennt fast keine Grenzen.

Zurück in Kanada ging's natürlich mit jeder Menge Natur weiter, während wir im Süden Ontarios gen Osten fuhren. Tom fischte im Aux Sables River bei Massey erfolgreich auf Pink Salmon und die Tiere teilten sich mit uns die herbstlichen Sonnenstrahlen.



Wanderung im Restoule Provincial Park

Dass der Herbst bereits begonnen hat, sieht man nicht nur an den Wäldern, die in von gelb bis rot in allen Farbtönen leuchten, sondern witzigerweise auch in sämtlichen Visitor Info Centers, die tagesaktuelle "leaf reports" aushängen. Da das Herbstlaub ein wichtiger Faktor des hiesigen Tourismus ist, wird dessen Herabfallen genau beobachtet und quantifiziert. So hieß es bei unserer Ankunft im Algonquin Provincial Park, dass wegen heftiger Stürme bereits 40% des Laubes am Boden lägen. Aber auch die verbleibenden 60% erzeugen traumhafte Stimmungen und vermitteln selbst an regnerischen Tagen den Eindruck, als scheine die Sonne.


Im Algonquin Provincial Park – Ontarios ältestem und berühmtesten Naturpark – verbrachten wir einige Tage am Canisbay Campground. Von dort aus machten wir etliche Wanderungen und nahmen auch an einer geführten Tour teil. Die Parkbiologin zeigte uns Spuren von Wildtieren, die ein ungeübtes Auge niemals entdecken würde und brachte uns mit ihrer Art, die Stimmen und das Gehabe von Wildtieren zu imitieren, oft zum Schmunzeln. Als sie schlussendlich versuchte durch das Imitieren von Wolfsgeheul, die Wölfe der Umgebung zum Antworten zu verlocken, ging das Schmunzeln allerdings teilweise in herzhaftes Lachen über. Tatsache ist, dass diese Methode tatsächlich zu funktionieren scheint, auch wenn wir kein Glück hatten und bei uns nur die Parkbiologin und ein paar Freiwillige heulten … ;o)


Die Tage im Algonquin Park waren schön, auch wenn das Wildtiervorkommen hier kein Vergleich zum Yellowstone ist. Man müsste schon in den unerschlossenen Norden des Parks, um Wildtiere zu sehen, oder im Mai/Juni herkommen, wenn die Elche in den Straßengräben stehen und das Streusalz aufschlecken. Was man aber so häufig sieht, wie bei uns Spatzen, sind Streifenhörnchen (Yvonne's favourites). Spassige Tierlein, die momentan ziemlichen Stress (und volle Backen) haben, weil sie ihre Wintervorräte komplettieren.


Krönender Abschluss unseres Besuchs im Algonquin Park war eine Wanderung bei strahlendem Sonnenschein zu einem idyllischen kleinen Waldsee, in dem Tom (endlich, nach einigen Versuchen in anderen Seen) Barsche (smallmouth bass) fing, von denen einer in unserer Pfanne landete.


Wie man sieht, die Liste der Tiere, die uns bisher begegnet sind, wird immer länger. Worauf wir aber immer noch gespannt warten, sind Begegnung mit Waschbär und Stinktier. Beide haben wir schon allzu oft überfahren auf der Straße gesehen (Gü, wir vermuten "Genickbruch"). Wenn man allerdings bedenkt, wie sehr ein totes Stinktier durch die Autolüftung mieft, haben wir vor der Begegnung mit einem lebenden Exemplar fast ein bisschen Angst …

Achja, und dann war da noch was: Wir wurden bestohlen! Familie und Freunde haben uns oft davor gewarnt, wir haben jedoch all diese Warnungen nie wirklich ernst genommen. ABER: Man soll nicht das kriminelle Potential von (unserer Meinung nach) Waschbären unterschätzen! Eines Morgens war jedenfalls einer von Tom's Schlappen spurlos verschwunden. Der arme Waschbär hat vermutlich gedacht, er hat einen Riesenkäse gefunden *hihi* (Heinz, meinst Du, da kann man versicherungstechnisch was machen?!) Hätte sich der gemeine Dieb wenigstens photographieren lassen, hätte Tom ihm bestimmt auch den zweiten Schlappen geschenkt, aber so eine Nacht-und-Nebel-Aktion ist doch das Allerletzte!

Mit zwei Übernachtungsstopps am Silent Lake und im Emily Provincial Park erreichten wir heute, am Freitag, Toronto – genug Zeit also, um unseren ersten Besuch (Heidi und Klaus) am Sonntag pünktlich vom Flughafen abzuholen.

Fortsetzung folgt …

2006-09-25

Michigan

Unser Weg in den Norden führte von Illinois über Indiana (das wir allerdings nur "streiften") bis Michigan, wo wir diesmal nicht vergaßen, die Uhren schon wieder eine Stunde weiter zu drehen!!!

Nach dem stark besiedelten Illinois, fühlten wir uns in Michigan wieder richtig wohl. Einsame Campingplätze, endlose bunte Wälder, nette Ortschaften und jede Menge Wasser!

Dass Wasser nicht gleich Wasser ist erkannten wir im Van Buren State Park. Der Lake Michigan, an dessen Ufer wir tags zuvor in Chicago noch beach feeling hatten, zeigte sich hier von einer ganz anderen – nicht ganz schlauchboottauglichen – Seite!

Da war uns der Goose Lake, an dessen Ufer wir die einzigen Camper waren, doch irgendwie sympathischer! Doch auch wenn wir auf dem Bild noch vor dem Camper frühstücken, lässt sich nicht leugnen, dass der Sommer auch hier vorbei ist.

So dachten wir auch, als wir diese painted turtle mitten auf dem Wanderweg sitzen sahen, sie sei auf dem Weg vom Wasser in den Wald, um dort ihren Winterschlaf zu beginnen. Später erfuhren wir jedoch, dass diese Tiere den Winter am Grund eines Sees, Kopf voran eingegraben im Schlamm verbringen und … jetzt kommt's: durch ihren "Allerwertesten" atmen!!! (Lena, da sind wir doch froh, dass die Paula keine so abnormen Neigungen hat, oder?!)

Tja, und da wir außer viel lesen, Sudokus lösen (an dieser Stelle ein dickes Dankeschön an Stefan und Pamela, auch wenn hie und da der Kopf ganz schön raucht!), spazieren und ein paar erfolglosen Fischerei­versuchen nicht viel unternommen haben, gibt's über Michigan auch nicht viel mehr zu berichten. Natur und Entspannung pur. Sympathisch!

Nach einer Woche hatten wir Michigan durchquert und standen in Sault Ste. Marie vor der Brücke, die uns wieder nach Kanada (Ontario) bringen würde.


Fortsetzung folgt …