Saturday, June 09, 2007

2007-06-06

BC - Vancouver Island

Nach der Ausreise aus den USA und einer recht wackeligen Überfahrt (bei der tomandyvonneontour recht grün um die Nase wurde) über die 'Strait of Juan de Fuca' stand uns die Wiedereinreise nach Kanada bevor! Der Grenzbeamte versuchte ernst dreinzublicken, musste aber bei seinen verzweifelten Versuchen Deutsch zu sprechen selber schmunzeln. Als er sich dann unseren Camper zur Inspizierung vorknöpfte, wurde es uns wieder etwas mulmig. Der einzige Kommentar des Grenzbeamten war jedoch "I like your Haribo …" (Grüße an Carsten und Barbara – man hat uns die Kette nicht abgenommen, aber sie wird rasant kürzer!) und "… enjoy your trip!".


Hinter den Schranken der Grenzbeamten wacht die Namensgeberin "Victoria" über die Hauptstadt British Columbias.

Victoria ist eine gemächliche Stadt mit großzügigen Parkanlagen, besten Shoppingmöglichkeiten, einem obligatorischen Chinatown, vielen Straßenkünstlern, ehrwürdigen Regierungsgebäuden und Hotels.



Victoria wird oft als "britisch" und "mediterran" beschrieben. Beides können wir nur bestätigen. Der britische Einfluss ist nicht zu übersehen (rote Doppeldeckerbusse und Telefonzellen …) oder zu überhören (Dudelsackspieler und Einheimische die für uns verständliches Englisch sprechen). Mediterran stimmt auch voll und ganz. Endlich wieder "Kurzehosenwetter"!

Ganz eindeutig spürbar ist aber auch der Einfluss der First Nations. An der Hafenpromenade verkaufen Indianer ihre Handwerkskunst (Tom erstand dort seinen ersten Lachs des Jahres 2007 – aus Fichtenholz!), Totems sind über die ganze Innenstadt verteilt und in den Außenanlagen des Royal BC Museum steht der Nachbau des Langhaus von Chief Kwakwabalasami vom Stamm der Kwakwaka'wakw (Namen sind nicht frei erfunden!!!).

Weil grad zuuufällig gute Saison für Walbeobachtungen war, mussten wir natürlich auch wieder aufs Meer. Diesmal zum Glück ohne grüne Nasen, dafür mit strahlenden Gesichtern, als eine ganze Orcafamilie direkt an unserem Boot vorbeischwamm! Uns scheint, dass Whale Watching süchtig macht!?


Auf unserem Weg zur Westküste von Vancouver Island reiste das mediterrane Klima glücklicherweise mit. Campen machte richtig Spaß, wir ließen die Seele in der Hängematte baumeln, und sogar Sonnenbaden war möglich.


Die Strandspaziergänge im Pacific Rim Nationalpark waren die reinsten Entdeckungsreisen. Wir hatten noch nie so viele Seesterne, Seeanemonen, Krebse und anderes Getier auf einem Haufen gesehen.


Der Regenwald beeindruckte uns nicht so sehr, was vielleicht daran lag, dass er ziemlich trocken war. Es kam nicht wirklich Regenwaldfeeling auf.

In Tofino, einem netten Dorf am Ende der Straße, wurden wir dann übermütig und gingen auf die Jagd. Tom wollte unbedingt Nahaufnahmen von Seeottern und Weißkopfseeadlern. Allerdings mussten wir bald feststellen, dass wir uns das falsche Transportmittel ausgesucht hatten.


Als Anfänger hat man genug damit zu tun, ein Kajak ruhig zu halten und das Paddeln geht ganz schön in die Arme. Keine Chance, scheuen Wildtieren nachzustellen.

Uns beiden war das Meer dann doch so lieber wie im Bild unten. Bei untergehender Sonne auf einem Bänklein sitzend Wale beobachten während einem Kolibris um die Ohren sausen und Weißkopfseeadler am Himmel ihre Kreise ziehen. Dazu ein Tässlein Kaffe (bzw. Tee) … aaahhh


Als der Nebel vom Meer in unseren Campingplatz kroch, war allerdings Schluss mit mediterranem Klima, und wir auf der Weiterreise gen Vancouver – Festland.


Fortsetzung folgt …

Saturday, June 02, 2007

2007-05-27

Washington ...

… ja, es stand schon wieder einmal Washington auf dem Plan! Diesmal aber nicht Washington DC (Hauptstadt der USA), sondern der Staat Washington, der im äußersten Nordwesten der USA an Kanada grenzt. Soviel zu unserer geografischen Mission! (Liebe Grüße an das eine oder andere Familienmitglied!!!)

Aber wir haben ja leicht reden. Im Nachhinein ist man immer schlauer. Wir haben bei der Überquerung des Columbia River in weiter Ferne auch noch den schneebedeckten Giganten Mt. Hood (Hausberg von Portland, OR) bewundert, der sich bei näherer Betrachtung jedoch als Mt. St. Helens herausstellte! *oups*

Aus der Ferne sieht der Berg aber wirklich hübsch aus. Dass die Spitze fehlt, ist uns anfangs gar nicht aufgefallen …


Aus der Nähe betrachtet fehlen die 70 Millionen m³ Fels aber doch eindeutig! Auch 27 Jahre nach dem Vulkanausbruch vom 18.05.1980 gleicht das Gebiet einer Mondlandschaft.


Die bedrückenden Einzelschicksale, über die in den verschiedenen Besucherzentren berichtet wird, das unglaubliche Ausmaß der Verwüstung, sowie die Tatsache, dass der Berg noch heute qualmt und vor sich hin spuckt, ließen uns recht bald das Weite suchen.

Allerdings kommt man den "Vulkanen" hier nicht so leicht aus. Weiter nördlich liegt Mt. Rainier – der Hausberg von Seattle (unserem nächsten Reiseziel) und lt. Expertenaussagen ebenfalls ein Pulverfass …

Wir campten auf Bainbridge Island direkt am Puget Sound und fuhren von dort gemütlich mit der Fähre bis Seattle Downtown, wo wir …


… natürlich die Space Needle besichtigten, …

… den Fischverkäufern am Pike Place Market zusahen während sie ihre Show abzogen, die die Hamburger Fischverkäufer in den Schatten stellen würde (ganze Lachse flogen über die Köpfe der Schaulustigen), …


… einen Kaffee im weltersten Starbucks Store genossen, …


… und an einer etwas anderen Stadtführung teilnahmen. Die Tour hieß 'Bill Speidel's Underground Tour' und führte durch die schäbige, gruselige Unterwelt des Pioneer Square. Ein ziemlich satirischer Rückblick auf die Geschichte Seattles, bei dem vor allem der "Seattle Spirit" hervorgehoben wurde. Seattle Spirit bedeutet soviel wie 'If you have a stupid idea, stick to it!'. Solcherlei dumme Ideen waren zB, dass man die Stadt auf Meeresniveau errichtet hat, was bei Flut und fehlender Kanalisation seeehr angenehm gewesen sein muss. Diesem Problem versuchte man beizukommen, in dem man Land mit SÄGEMEHL (?!) aufschüttete … der Erfolg hielt sich in Grenzen. Nach dem großen Feuer von 1889 hatten die Städteplaner die Chance, noch mal von vorne anzufangen. Man baute nur noch gemauerte Häuser … allerdings immer noch auf Meeresniveau! Rund um die Steinhäuser errichtete man dann Mauern – hinauf bis zum ersten Stock und schüttete den Raum zwischen den Mauern auf. Somit war zumindest das Straßenniveau angehoben. Blöd nur, dass man jetzt Leitern brauchte, um vom Gehweg auf die Straßen zu gelangen. Aber, man hatte schnell eine neue Idee zur Hand und errichtete neue Gehsteige – ein Stockwerk über den bestehenden … so entstand Seattles Underground! Der sich dort unten entwickelnden Rattenplage kamen die Städteplaner mit einer weiteren super Idee bei – sie verbarrikadierten alles mit Brettern! Schlau, oder?!

Das beste Beispiel für "Seattle Spirit" ist für uns die Tatsache, dass die Stadt dem Meer mühevoll ca. 300 m Land abgewonnen hat und mit diesem Streifen zwischen Meer und Downtown nichts Besseres anzufangen weiß, als eine doppelstöckige, 6-spurige Autobahn darauf zu bauen. Wir empfanden den Lärmpegel in "the most livable city of the US" extrem nervtötend!

In einem Vorort von Seattle – nicht auf Meeresniveau – gab's für Tom und Yvonne wieder einmal eine Firmenbesichtigung. Nein, nicht Microsoft … die arbeiten samstags nicht! … sondern Boeing! Das war sehr interessant, gewährte nicht ganz alltägliche Einblicke …


… und fügte unserer Reise einen weiteren Superlativ hinzu: Wir haben das größte Gebäude der Welt besichtigt! Die Fertigungshalle von Boeing in Everett misst 500 x 1000 m, ist 9 Stockwerke hoch und erzeugt sogar ihr eigenes Wetter: Vor dem Einbau einer gefinkelten Luftumverteilungsanlage erzeugte die feuchte Atemluft der Arbeiter kombiniert mit der Wärme der Maschinen und Lampen an der Hallendecke mitunter Wolken!


Nach vier Tagen verabschiedeten wir uns von Seattle und erholten uns vom Trubel der Stadt im Olympic National Park. Auf der Fahrt dorthin stolperten wir über diverse, seltsame Straßenschilder … no comment:



Am 300. Tag unserer Reise war es dann soweit. Wir warteten in Port Angeles gebannt auf die Fähre, …


… die uns nach insgesamt 8 Monaten in den USA wieder nach Kanada bringen sollte. Kein leichter Abschied.


PS: Die Ausreise aus den USA und somit unser letzter Kontakt mit dem Department of Homeland Security verlief übrigens absolut problemlos! ;o)

Fortsetzung folgt …