Wednesday, May 16, 2007

2007-05-14

Oregon

Oregon, der vorletzte US-Staat auf unserer Route ist vor allem bekannt für … ja, wofür eigentlich? Das wussten wir auch nicht, aber wir ließen uns überraschen und sind auf unserer Reise auf dem Highway 101 in den Norden über einige erwähnenswerte Dinge gestolpert, als da wären:

Das Wetter! An unserem ersten Tag in Oregon hatten wir Hagel, horizontalen Regen mit Sturmböen, Nieselregen, strahlenden Sonnenschein, Schäfchenwolken und abends einen gigantischen Sonnenuntergang am rauen Pazifik.


Die restliche Zeit in Oregon war das Wetter etwas gemäßigter, aber als Faustregel galt für uns: Entweder bewölkt oder Sonnenschein mit eiskaltem Wind. Für die Oregonians sind das anscheinend herrliche Frühlingstage, denn während wir mit Kappe und Fleece-Pullover am Strand spazierten, hüpften die Einheimischen vergnügt in T-Shirt und kurzen Hosen im Meer herum!?!

Die Gegend rund um Reedsport ist bekannt für ihre zahlreichen und fischreichen Seen. Es soll dort vor Forellen und Barschen nur so wimmeln. Kein Wunder also, dass Tom seine Angel baden musste … am Fischreichtum in den Seen hat das aber nichts geändert! ;o)

Absolut faszinierend sind die Oregon Sand Dunes. Diese riesigen Sanddünen ziehen sich über 70 km der Küste entlang und vermitteln den Eindruck, als sei ein Stück Wüste an Land gespült worden.


Das Wandern in den Dunes ist recht mühsam und mit dem ständigen Wind fühlt man sich nachher irgendwie wie sandgestrahlt, aber für Offroader sind die Dunes ein wahres Paradies. Ein Sandkasten für Erwachsene!


Etwas worauf Oregon sehr stolz ist, sind die 9 Leuchttürme entlang der Küste. Jeder stellt seinen eigenen Rekord auf (das hellste Licht, seit längstem in Betrieb, der Höchste, der Kleinste etc.) und sie prägen das Landschaftsbild eindeutig.


Weil Leuchttürme aber auf Dauer nicht so spannend sind, haben wir zur Abwechslung lieber die Sea Lion Caves besichtigt. Die (anscheinend) weltweit größte Meereshöhle, in der Seelöwen vor den Winterstürmen Zuflucht suchen und ganze Scharen von Meeresvögeln brüten.


Und "das Beste": Direkt vom Highway bis hinunter in die Höhle fährt ein Lift! ;o)

Worauf die Oregonians ebenfalls sehr stolz sind, ist der Käse, der in Tillamook hergestellt wird. Weil die dortige Käsefabrik zu den Top 10 Touristenattraktionen in Oregon zählt, mussten Tom und Yvonne natürlich auch hin. Dass man hier so viele Fabriken besichtigen kann und den Leuten bei der Arbeit über die Schulter schauen kann, finden wir richtig toll. Käse machen können die aber nicht wirklich! Der Käse wird künstlich gefärbt (dafür gibt es dann gelb-weiß marmorierten Käse) und reifen muss er im Plastiksack?! Naja, Geschmäcker sind halt verschieden … aber das Eis, das ebenfalls dort hergestellt wird, war wirklich lecker!


Zum Abschluss unserer Reise "durch" Oregon verbrachten wir noch einige Tage im hübschen Künstlerdörfchen Cannon Beach. Wahrzeichen des Dorfes ist der Haystack Rock – ein gigantischer Monolith und ein herrliches Photomotiv.


In Cannon Beach fühlten wir uns richtig zu Hause. Wir bewunderten die geschindelten Holzhäuschen, bummelten durch die kleinen Läden mit ausgefallenem Krimskrams, holten uns zu Fuß frische Croissants zum Frühstück, sahen Candy Bruce zu, wie er Karamellen machte und spazierten kilometerweit am Strand entlang.


Dass wir langsam schon wieder ziemlich weit im Norden sind merkten wir nicht nur daran, dass wir an einem Straßenschild vorbeifuhren, dass uns darüber informierte, dass wir soeben den 45. Breitengrad überschritten hatten, sondern auch daran, dass uns ein "alter Bekannter" (siehe Eintrag 2006-08-07) wieder begegnete.


Und so ging für uns die Zeit in Oregon auch schon wieder vorbei. Der schmale Küstenstreifen Oregons, den wir bereist haben, war wunderschön. Wenn man dann bedenkt, dass Oregon fast 4 mal so groß wie Österreich ist, gäbe es sicher noch viele spannende Gegenden zu erkunden … wenn man bloß mehr Zeit hätte! ;o)

Fortsetzung folgt …

Thursday, May 03, 2007

2007-05-01

California – Teil 3

Während Achim am 02.04. noch von den Sicherheitsbeamten am Flughafen in Las Vegas gepiesackt wurde (und daraufhin seinen Flug verpasste und deswegen 19 Stunden Aufenthalt in Atlanta totschlagen musste …), standen wir schon am Eingang zum "Death Valley".


Seinen Namen bekam das Tal, als sich 1849 eine Gruppe Siedler auf der Suche nach einer Abkürzung zu den verheißungsvollen Goldvorkommen an der Westküste dort verirrte. Als sie nach qualvollen 14 Tagen im Tal endlich einen Weg herausfanden, soll eine der Überlebenden zurückgeblickt und gesagt haben: "Goodbye, Death Valley."

Und selbst heute, wo die Straßenführung eindeutig ist und unsere Wasservorräte ausreichend waren (ganz zu schweigen von diversen Läden, Restaurants und Swimming Pools unterwegs!), konnten wir uns doch recht gut in die 49er hineinversetzen. Es war extrem heiß (38°C IM SCHATTEN!) und allein die Namen der Sehenswürdigkeiten im Tal verhießen nichts Gutes.

Dennoch nutzten wir die frühen Morgenstunden und die Stunde vor Sonnenuntergang für diverse Ausflüge und besuchten "Devils Golf Course", eine Ebene mit bizarren Salzkrusten …


… und natürlich auch den tiefsten Punkt der westlichen Hemisphäre (- 85.5 m), das "Badwater Basin" (der tiefste Punkt der Welt liegt mit ~ 400 m unter Null übrigens in Jordanien).


Aber auch wenn uns die Tatsache faszinierte, dass selbst in dem spärlichen, extrem salzigen Wasser in Death Valley winzige Süßwasserfische überleben können und der Spaziergang über die Sanddünen beeindruckend war, ist Death Valley kein Platz, an dem tomandyvonneontour alt werden. Zu trocken und vor allem zu heiß!

Im krassen Gegensatz dazu unsere nächste Station: Der Sequoia Nationalpark. Allein schon die Fahrt dorthin durch blühende Zitrus- und Olivenhaine war die reinste Freude, und die blühenden Frühlingswiesen im Park selber waren eine Wohltat für die Augen …


… zumindest solange, bis wir genauer hinsahen und merkten, dass sich die Wiesen mitunter bewegen *haareaufstell* …


Wiese ist halt nicht gleich Wiese! Und dasselbe gilt auch für Bäume. Denn Bäume haben wir schon viele gesehen, aber Giant Sequoias sind unvorstellbar anders. Der Schwerste unter ihnen, General Sherman, hat Äste, die dicker sind als stattliche Bäume in unseren Wäldern (man beachte die Menschen im Bild!).


Falls ihr Schwierigkeiten haben solltet, die Menschlein im Bild zu erkennen, hier ein paar Zahlen zur Veranschaulichung: Stammumfang 31 m, Höhe 84 m (in Brettern ausgedrückt könnte man damit eine Strecke von 190 Kilometern (Entfernung Wolfurt – Innsbruck!) mit Planken von 2,5 x 30 cm Stärke belegen).

Wir pilgerten zu sämtlichen Berühmtheiten im Park, wie "Sentinel" (fast ebenso groß wie General Sherman), "Auto Log" (auf den man früher mit dem Auto fahren konnte), "Tunnel Log" (durch den man noch immer mit dem Auto fahren kann) oder "Tharps Log" (in dem früher ein Einsiedler wohnte) und bestaunten auch all die Bäume, die für unsere Verhältnisse RIESIG sind, aber in ihrer Nachbarschaft nicht würdig erachtet wurden, einen eigenen Namen zu bekommen.

Unglaublich, dass es Zeiten gab, in denen diese majestätischen Riesen zur Holzgewinnung gefällt wurden. Umso größer die Anerkennung, die John Muir gebührt. Einem visionären Pionier auf dem Gebiet des Umweltschutzes, ohne den vermutlich kein einziger Riesenmammutbaum überlebt hätte … und unser nächstes Reiseziel gar nicht existieren würde.

Jemand fragte einen Ranger, was er tun würde, wenn er nur einen Tag Zeit für die Besichtigung des Yosemite Nationalpark hätte. "Weinen", sagte dieser. Was für ein Glück, dass Zeit bei unserer Reise eine sehr untergeordnete Rolle spielt.


Vor uns lag das Yosemite Valley. Von oben gesehen unberührt und wunderschön. Die Zeiten, in denen man für den ungestörten Schlaf der wenigen Gäste im Tal noch Spechte abgeschossen hat (war wirklich so!) sind glücklicherweise vorbei, aber auch heute hat die Natur mit den Folgen des Tourismus zu kämpfen. Im Sommer tummeln sich im Tal bis zu 14.000 Menschen täglich. Es gibt ein Hotel, diverse Lodges, ganze Zeltstädte, Fast Food und sogar Autostaus. Obwohl sich im April die Anzahl der Besucher in Grenzen hält, errichteten wir unser Basislager vorsichtshalber in Wawona, einem abgelegenen Teil des Parks, der ja vielmehr umfasst, als nur das Valley.

Von dort starteten wir diverse Ausflüge zu Yosemites Attraktionen. Zunächst erkundeten wir zu Fuß und mit den ständig verkehrenden Shuttle Bussen das Valley, bestaunten den Regenbogen im Sprühnebel des Bridal Veil Fall, spazierten zum Mirror Lake, sahen mit eigenen Augen, dass Kletterer beim Aufstieg wirklich in der Wand des El Capitan übernachten und gingen den kurzen Spazierweg zu dem Aussichtspunkt, von dem aus man Lower und Upper Yosemite Fall (zusammengenommen der höchste Wasserfall Nordamerikas) zugleich bewundern kann. Dieser Anblick inspirierte uns zu unserer ersten Wanderung - zum Upper Yosemite Fall hinauf, wo wir mit einem atemberaubenden Ausblick belohnt wurden.



Es folgten noch diverse andere Wanderungen durch den Mariposa Grove, oder zu den Nevada Falls (wo wir wieder mal eine Begegnung mit einem Eichhörnchen hatten – diesmal eines, das ganz gierig auf Süßes war) …


… als uns jedoch am Morgen der Camphost mit einem grinsenden "Ah, survived the night!" begrüßte, hieß es für uns Abschied nehmen von Yosemite, in den über Nacht der Winter zurückgekehrt war (kann's schon mal geben auf 1.200 m Höhe!).


Auf unserer Weiterreise in Richtung Küste kamen wir – ganz zufällig – durch das Örtchen Fairfield, in dem – ganz zufällig – die Jelly Belly Bean Fabrik steht. Wir schlossen uns einer wirklich witzigen und aufschlussreichen Firmenführung an und naschten uns anschließend durch die Sample Bar. Unglaublich, was es hier alles für Geschmacksrichtungen gibt. Die Lieblingssorten von Ronald Reagan, der die Jelly Belly Bean quasi salonfähig machte, sind übrigens Lakritz und Kokosnuss. Die Jelly Belly Bean ist in den USA wirklich Kult … und sogar Kunst:


Kulinarisch hochtrabend ging's weiter – quer durch das Napa Valley. Sanfte Hügel rund um ein Tal voller Weinreben und Rosen, Weinverköstigungen an jeder Ecke, angenehmste Temperaturen … ein Platz zum Verweilen. Wir besuchten das Culinary Institute of America, probierten köstliche Olivenöle aus lokaler Produktion und nahmen an einer Führung durch das traditionsreiche Weingut Beringer in St. Helena teil.


Am 25. April war es dann wieder mal soweit – wir hatten die Küste erreicht …


… und folgten ihr in Richtung Norden. Dabei kamen wir durch wundersame Städtchen wie zum Beispiel Mendocino. Oberflächlich gesehen ein idyllisches Küstendorf. Keine Ampeln, kein Fastfood, etliche Galerien, Edelboutiquen, wunderschöne Häuser …


… bei genauerem Hinsehen fragt man sich allerdings, ob das alles nicht nur Tarnung ist. Zwischen den Touristenläden verbergen sich nämlich Smoke Shops, Hanfläden … und eindeutige politische Statements hängen an fast jeder Fassade:


Über die "Avenue of the Giants" ging es unserem letzten Ziel auf kalifornischem Boden entgegen: Dem Redwood National Park, in dem die höchsten Bäume der Welt wachsen. Die Coast Redwoods sind zwar etwas schlanker als ihre Verwandten die Giant Sequoias, übertreffen diese aber an Höhe (werden bis zu 113 m hoch!). Wir sind übrigens auch auf dem Bild!


Auch in diesem Park unternahmen wir – wie sollte es anders sein – ein paar kleinere Wanderungen wie zB in den ziemlich grünen Fern Canyon …


… und bewunderten die Tierwelt wieder mal aus nächster Nähe (Roosevelt Elk).


Tja und dann hieß es Abschied nehmen. Auch wenn das Wetter versuchte, es uns leicht zu machen (am letzten Tag in Kalifornien regnete es tatsächlich einmal!), fiel uns dieser Abschied wirklich schwer. Wir haben ganze zwei Monate in Kalifornien verbracht und sind hin und weg von diesem Staat. Kein anderer Staat bisher war derart vielfältig. Atemberaubend schöne Natur, raue Küsten, Badestrände, coole Städte, niedliche Dörfchen, Wüste, Regenwälder, Weinanbau, frische Avocados, Orangen, Erdbeeren etc. direkt vom Feld, Wale, See-Elefanten, Schwarzbären, Seen und Flüsse zum Fischen (endlich – nach 4 Monaten Entzug!) …


… und über allem fast immerwährender Sonnenschein. Eines steht fest: We'll be back, aber jetzt geht's erstmal nach Oregon!

Fortsetzung folgt …